Komponisten, Musiker

Valentin Rathgeber

Leben – Werk – Bedeutung

Johann Valentin Rathgeber wurde am 3. April 1682 in Oberelsbach am Fuß der bayerischen Rhön geboren und noch am Tag der Geburt getauft. Er war das sechste Kind der Eheleute Valentin Rathgeber Senior (1643–1711) und seiner Frau Anna. Er zählt ohne Zweifel zu den bedeutendsten Komponisten Süddeutschlands, die der Spätbarock hervorgebracht hat. Er ist eine Antwort auf die oft gestellte Frage, wie so kurz nach Johann Sebastian Bach, der das musikalische Barockzeitalter zu einem glanzvollen Höhepunkt und Abschluss gebracht hat, der plötzliche Stilwechsel eines Wolfgang Amadeus Mozart und der Wiener Klassik möglich war. Meist werden hierfür die Schulen von Mannheim, Wien und Berlin bzw. die Generation der älteren Söhne Johann Sebastian Bachs angeführt, wobei aber übersehen wird, dass bereits in den Jahren um 1720–1730 (und nicht erst um 1750) im Norden durch Georg Philipp Telemann (1681–1767) und in der kirchenmusikalischen Praxis Süddeutschlands durch Johann Valentin Rathgeber eine Abkehr von barockem Prunk und Pathos und eine Hinwendung zu einem neuen Stil stattgefunden hat. Rathgeber pflegte nämlich einen neuen, natürlichen Stil, ignorierte damit die Kritik der Experten, suchte und fand aber die Akzeptanz der öffentlichen Meinung. Mit seinen kompositorischen Idealen Kürze (brevitas), Leichtigkeit (facilitas) und Gefälligkeit (suavitas) setzte Rathgeber verstärkt auf die Vielseitigkeit seiner Musiker und schrieb für sie in erster Linie Stücke, die vom Blatt zu spielen waren. Seine leicht reproduzierbare und konsumierbare Gebrauchsmusik war darüber hinaus von gleichbleibender Qualität, so dass es nahezu unmöglich ist eine Komposition zu finden, die nicht dem hohen Standard entspricht und sich als ein billiges Gelegenheitswerk entpuppt. Seine Kunden konnten sich bei ihm auf eine gleichbleibend gute Qualität verlassen.
Von seinem Verleger Johann Jakob Lotter aus Augsburg wurden zwischen 1721 und 1743 486 einzelne Werke veröffentlicht, die Rathgeber in 22 Werksammlungen herausgab. Vermutlich trug vor allem der Erfolg Rathgebers zum ungeahnten Aufschwung des evangelischen Publikationshauses Lotter bei, das sich bald zum bedeutendsten Verlag für katholische Kirchenmusik entwickelte.
Im Jahr 1725 gab Rathgeber Opus III „Novena principalis constantiniana“ heraus. Diese Sammlung von acht Messen des Typs der Missa solemnis und einem Requiem widmete Rathgeber dem Fürstabt von Fulda, Constantin von Buttlar (1679–1726). Hierfür erhielt er nach den im Hessischen Staatsarchiv Marburg erhaltenen Rechnungen der Rentkammer Fulda vom 26. September 1725 52 Gulden und 24 Kreuzer mit dem Hinweis „Verehrung an Pater Rathgeber in dem Kloster Banz für dedizierte Musikalien“.

 

Berthold Groß

(Internationale Rathgebergesellschaft Oberelsbach)



Messe F-Dur Instrumentalstimmen